Forschungsbericht

Im Forschungsbericht des Projektes sind alle Ergebnisse zu finden. Dort erklären wir unsere Vorgehensweise, unsere Forschungsmethoden, die erhobenen Daten und was wir daraus ableiten. Wenn Sie an mehr Details interessiert sind, lesen Sie sich gerne den Forschungsbericht durch. Für einen kurzen Überblick stellen wir hier unsere Hauptergebnisse vor:

  • Versorgungssituation der Zielgruppe in Münster: Das Hilfesystem in Münster für (schwer) kranke wohnungslose Menschen mit Hilfebedarf ist ausdifferenziert. Notunterkünfte und Notübernachtungen versorgen die betroffenen Menschen ebenso wie verschiedene Langzeitwohnangebote. Tagestreffs, ehrenamtliche Angebote und suchtspezifische Einrichtungen ergänzen das Hilfesystem. Krankenhäuser, Psychiatrien und ambulante Ärzt:innen versorgen die betroffenen Menschen, teilweise in speziellen niedrigschwelligen Formaten. Zudem gibt es Pflegewohnheime, die auf diese Menschen spezialisiert sind.
  • Barrieren: Trotz des differenzierten Hilfesystems ist die Versorgungslage angespannt: Betroffene Menschen kommen nicht bei den Angeboten an, ihre Bedarfe nicht adressiert oder die Plätze sind belegt. Daraus resultieren regelmäßige Versorgungsabbrüche.
    • Verantwortungsdiffusion: Oft ist unklar, wer für die Weiter- oder Anschlussversorgung zuständig ist. Besonders deutlich zeigt sich dies nach Krankenhausaufenthalten: Betroffene werden teilweise ohne Anschlussversorgung und ohne Information an andere Akteur:innen entlassen. Gleichzeitig nutzen manche Menschen parallel verschiedene Stellen für Übernachtung, medizinische Versorgung oder Sozialleistungen. Weil eine Koordination fehlt, entstehen Doppelstrukturen oder Lücken – mit der Folge, dass notwendige Hilfen gar nicht oder nicht rechtzeitig ankommen.
    • fehlendes Wissen: Die Grundlage für die Verantwortungsdiffusion ist zumeist fehlendes Wissen. Betroffene Menschen werden in die Obdachlosigkeit oder in unpassende Einrichtungen entlassen, weil das Wissen über Ansprechpartner:innen oder die konkreten Hilfsangebote fehlt.
    • mangelnde Passung: Selbst wenn es geeignete Hilfen gibt, entsprechen diese nicht immer den Bedürfnissen der Zielgruppe. Mehrbettzimmer in Unterkünften können beispielsweise nicht genutzt werden, weil die notwendige Ruhe fehlt. Medizinische Behandlungen werden abgebrochen, wenn suchtspezifische Bedarfe unberücksichtigt bleiben. Auch fehlende Barrierefreiheit erschwert die Aufnahme in Unterkünften oder Pflegeeinrichtungen.
    • keine Durchsetzung von Rechtsansprüchen: Viele wohnungslose Menschen haben formal Anspruch auf Pflege- oder Gesundheitsleistungen. In der Praxis scheitert die Umsetzung jedoch häufig daran, dass Betroffene ihre Rechte nicht selbstständig geltend machen können. Sie sind dabei auf Fachkräfte angewiesen – wenn diese die Notwendigkeit nicht erkennen oder keine Kapazitäten haben, gehen Ansprüche verloren.
  • abgeleitete Maßnahmen:
    • Wissen vermitteln
      Akteur:innen sollen sich untereinander besser kennenlernen. Durch persönliche Kontakte und das Wissen über Zuständigkeitsbereiche, sowie Rahmenbedingungen verschiedener Einrichtungen können Verantwortungen gemeinsam abgestimmt und passende Angebote gefunden werden. Spezifisches Fachwissen zu den Bedürfnissen der betroffenen Menschen hilft bei der individuellen Versorgung und vermeidet Versorgungsabbrüche.
    • Zugang ermöglichen
      Damit betroffene Menschen den Zugang zu passenden Hilfsmöglichkeiten erhalten ist eine übergeordnete Fallsteuerung notwendig. Durch Case Management können Unter- und Überversorgungen ebenso wie Versorgungsabbrüche durch Verantwortungsdiffusion vermieden werden.
    • Lebensorte gestalten
      Betroffene Menschen können Angebote besser annehmen, wenn sie zu ihren Bedürfnissen passen. Die Anpassung der Lebensorte in den Bereichen Barrierefreiheit und Konzeption bietet neue Möglichkeiten der Versorgung.